Bei dem abgebildeten Objekt handelt es sich um einen Urnenbecher aus Proto- bzw. Faststeinzeug. Er hat einen flach angesetzten Wellenfuß mit Drehriefen an Bauch und Schulter, einen schwach einziehenden Hals und einen leicht ausbiegenden Rand. Der Becher, der mit großer Wahrscheinlichkeit aus Siegburg stammt, beweist einen überregionalen Handel mit dieser Keramik. Als Faststeinzeug bezeichnet man mittelalterliche Warenarten des 12. bis 13. Jahrhunderts, die mit so hoher Temperatur gebrannt sind, dass sie nicht mehr der Irdenware zugerechnet werden können, aber noch nicht über alle charakteristischen Eigenschaften des voll entwickelten Steinzeugs besitzen. So ist der Scherben bereits wasserundurchlässig aber noch nicht gleichmäßig durchgebacken. Eine Versinterung des Materials kann ebenfalls noch nicht beobachtet werden, da die Brenntemperatur dafür noch nicht hoch genug war. Deshalb ist die Oberfläche dieser Gefäße meist rau und man kann noch feine bis grobe Magerungspartikel erkennen. Außerdem kann das Faststeinzeug unterschiedliche Färbungen aufweisen oder durch Reduktionsbrand manchmal sogar eine schwarze Oberfläche besitzen. Es wurden zahlreiche unterschiedliche Gefäßformen - typisch sind Becher und Krüge - produziert, die sich teilweise in großen Mengen im Soester Fundgut wiederfinden.